Johann Lütter wurde am 19. Oktober 1913 in Würselen bei Aachen geboren. Er besuchte dort die Volksschule und wechselte anschließend zum Realgymnasium. Sein Vater Josef Lütter, selbst begeisterter Chorsänger, schenkte ihm schon früh ein Klavier und ließ ihm vom Würselner Organisten Hubert Klein Harmonielehre und Klavierunterricht erteilen. Von Oktober 1948 an studierte Johann Lütter in Köln an der Musikhochschule Chorleitung und Komposition. Gleichzeitig bereitete er sich auf die Organistenprüfung vor, die er 1951 in Essen ablegte. Schon ein Jahr zuvor, nämlich 1950, übernahm er in der Alsdorfer Pfarre Maria Heimsuchung das Amt des Küsters, Organisten und Chorleiters. Während seines fast 30jährigen Wirkens (bis 1988) baute er das Repertoire des Alsdorfer Kirchenchores mit eigenen Kompositionen aus. Der erste Höhepunkt war die Aufführung der "Missa Regina angelorum". Insgesamt vollendete Johann Lütter für seinen Chor zehn Messen, einige Motetten und Kantaten sowie unzählige Einzelsätze. Darüber hinaus entstand Orgelmusik für den eigenen dienstlichen Gebrauch, Kammermusik verschiedener Besetzungen, Werke für Klavier (eine Sonatinensammlung kam in der von seiner Frau geführten privaten Musikschule, handschriftlich kopiert, zum Einsatz), Vokalmusik vom Liederzyklus (vorzugsweise auf Texte von Christel Mey) bis hin zur abendfüllenden Musiktheaterwerk (auf ein Libretto der Aachenerin Johanna Zeske Fell) und Instrumentalmusik vom Blockflötenstück bis zur sinfonischen Besetzung. Die Presse (Norbert Weber in den Aachener Nachrichten 1979) urteilte: Durch seinen Beruf als Chorleiter und Organist hat er aus der Praxis für die Praxis geschrieben: Orgelwerke für die Kulthandlungen in zeitnaher Diktion. Harmonisch bewegen sich die Stücke auf einem weiten stilistischen Feld von fast traditioneller Satzart bis hin zur Bitonalität. Homophones und Kontrapunktisches halten sich dabei die Waage. Johann Lütter starb am 20. Februar 1992 in Alsdorf. Zu seinen Lebzeiten hatte er keinen Verleger für sein umfangreiches Werk gefunden, das gehobene Gebrauchsmusik im Bereich der Chormusik, solide Spielmusik im Bereich der Kammermusik und Unterrichtsliteratur sowie fortschrittlich-neutonale Musik im Bereich einiger seiner Orgelwerke umfasst. In den Nachkriegsjahren stand die komponierende Avantgarde im Mittelpunkt des verlegerischen Interesses bei den zeitgenössischen Komponisten, und dazu gehörte Johann Lütter fraglos nicht. Die in der Edition Dohr mit Unterstützung durch die Johann-Lütter-Stiftung realisierte Gesamtausgabe seiner Werke hat sich zum Ziel gesetzt, das kompositorische Lebenswerk dieses rheinischen Musikers publik zu machen. Christoph Dohr
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